Angewandte Soziale Diagnostik in der Begleitung von Menschen mit chronifizierten Suchterkrankungen
Das Pilotprojekt wurde von Oktober 2009 bis Oktober 2010 in der Psychosozialen Beratungsstelle des Instituts für Soziale Gesundheit der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin initialisiert. In Kooperation mit dem Evangelischen Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge gGmbH wurden sog. "Drehtürpatienten" begleitet und unterstützt, welche eine hohe Zahl von Krankenhausaufenthalten und zudem mindestens eine psychiatrische Komorbidität aufwiesen. Für diese Adressaten/Innen wurde eine niedrigschwellige und intensive individuelle soziale Betreuung initiiert. Um die Komplexität der einzelnen Klienten/Innen adäquat und respektvoll erfassen und nutzen zu können, bedienten wir uns einzelner Verfahren der Sozialen Diagnostik, welche wir in einer Diagnosemappe zusammenfassten. Bei allen Klienten/Innen konnten während der Projektphase signifikante Änderungen sichtbar gemacht werden, so konnten bei einem Klienten die Krankenhausaufenthalte von 153 Tagen im Vorjahr auf neun im begleiteten Zeitraum gesenkt werden. Bei einem anderen Klienten, bei dem es aufgrund des extremen deutschlandweiten Krankenhauschaping nicht möglich war die Aufenthalte lückenlos nachzuweisen konnten zumindest die Suizidversuche von bekannten 18 im Vorjahr auf einem im Projektzeitraum gemindert werden. Auf dieser Internetseite werden wir zum einen die Erfahrungen, welche aus dem Projekt gesammelt wurden dem interessierten Leser näher gebracht zum anderen soll hier der Sozialen Diagnostik ein weiterer Rahmen geboten werden, damit sie auch in der Praxis endlich ihren verdienten Sonnenplatz einnehmen kann und die Praktiker ihre Ängste gerade bzgl. im zeitlichen Management reduzieren können. Die Komplexität unserer Klienten erfordert es, strukturierte Entscheidungshilfen zu haben, an denen man sich orientieren kann. Hierbei reicht es sicherlich nicht aus, sich nur auf ein diagnostisches Element zu verlassen. Vielmehr muss in jede Entscheidungs- und Interventionsplanung das gesamte Bild inklusive seiner Umgebung mit einfließen, um
dem Klienten gerecht zu werden. Der biografische Zeitbalken z.B. beinhaltet eine Fülle an Informationen, so kann man aus ihm Verhaltensmuster ersehen und mögliche Probleme erkennen, welche bei bestimmten Interventionen schon einmal aufgetreten sind. Anhand der Dramaturgie kann man z.B. die Phasen der Begleitung erkennen und dementsprechend identifizieren, ob eine sofortige Intervention überhaupt sinnvoll ist. Die
Inklusions-Chart`s helfen, den Überblick über die einzelnen Aspekte im Auge zu behalten und die Interventionsplanung ist nützlich, um sich immer wieder die einzelnen Ziele, Wünsche und Vorstellungen der Akteure vor Augen zu halten, damit man sie nicht verliert. Dies sind nur einige Beispiele. Jedes diagnostische Element trägt noch weitaus mehr Kapazität ins sich. Um den Prozess der Entscheidungsfindung zu verdeutlichen,
haben wir eine Grafik entwickelt, welche diesen veranschaulicht. Diese ist im Anschluss zu finden, die Grafik stellt kein statisches System dar, sondern ist immer in Interaktion mit den einzelnen Elementen zu sehen.